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Sprechen wir über Wohlbefinden und Gesundheit

Wer in seiner Arbeit andere Menschen unterstützt – sei es im Gesundheitsbereich, bei der Pflege, der Pädagogik oder in Unternehmen – weiß, wie wichtig gute Gesprächsqualität ist. Wir haben uns angesehen, worauf dabei sowohl allgemein als auch im Austausch mit konkreten Personengruppen bei der Vermittlung von Gesundheitskompetenz zu achten ist.

Gesundheit ist ein wichtiges Thema für jeden einzelnen Menschen, aber zugleich eines, über das viele nicht gern reden. Sie haben Hemmungen, wollen darüber nicht nachdenken, oder sind schüchtern, wenn sie über vielleicht über sehr intime oder ihnen peinliche Symptome reden müssen. Dazu kommen die Aufregung, die bei vielen Arztbesuchen mitspielt, und die Angst, „dumme“ Fragen zu stellen.  Dabei ist das Gespräch gerade, wenn es um unsere körperliche und Seelische Gesundheit sowie um unser soziales Wohlbefinden geht, unverzichtbar. Eine gute Gesprächskultur ist dabei eine Grundvoraussetzung. Dass sogar bei der Entstehung von Diskriminierungen im Gesundheitsbereich die Gesprächskultur eine wichtige Rolle spielt, betonte auch die Soziologin, Erziehungs- und Gesundheitswissenschafterin Hürrem Tezcan-Güntekin im Rahmen der Wiener Gesundheitsförderungskonferenz im September 2025. Sie fokussierte dabei auf ältere Menschen mit Migrationshintergrund im Pflegebereich. Wir gehen hier weiter und beschäftigen uns mit dem Aspekt der Gesprächsqualität im Allgemeinen und damit, was bei konkreten Personengruppen hilfreich ist, um durch Gespräche deren Gesundheitskonferenz zu stärken.

Was haben Gespräche mit Gesundheitskompetenz zu tun? 

Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Vermittler*innen von solchen Informationen sind die Beschäftigten in Gesundheits- und Krankenversorgungseinrichtungen. Aber auch in Unternehmen, Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen wird viel für die Gesundheitskompetenz getan. Dabei haben Gespräche eine große Bedeutung. Gute Gespräche können einen Beitrag zu mehr Gesundheitskompetenz und zum Wohlbefinden von Menschen leisten.

Was sind die Grundsätze für hilfreiche Gespräche?

Damit Gespräche hilfreich und sinnvoll sein können, gibt es einige Punkte auf die geachtet werden kann und die schon viel in die Verständlichkeit und Akzeptanz des Gesagten einzahlen. 

  • Ein respektvoller, freundlicher Ton und das Halten von Blickkontakt bringen viel Aufmerksamkeit und schaffen eine positive Gesprächsstimmung.
  • Auch wer viel zu sagen hat und am liebsten „lossprudeln“ würde, sollte sich um Struktur im Gesagten bemühen. Schließlich gibt es keine Überschriften oder Absätze wie im Schriftlichen, an denen das Gegenüber eine Gliederung nachvollziehen kann. Und gerade im Gesundheitsbereich gibt es viele komplexe Inhalte, die nur verstanden werden können, wenn sie strukturiert dargeboten werden.
  • Es ist ratsam, auch immer wieder Rückmeldungen einzuholen, an denen zu erkennen ist, ob die Inhalte verstanden wurden. Das wird mit offenen Fragen, auf die nicht nur mit „ja“ oder „nein“ geantwortet werden kann, erreicht.
  • Sehr gut funktioniert auch die sogenannte „Teach-Back-Methode“. Das bedeutet, dass wir die Gesprächspartner auffordern, das Gesagte selbst zu erklären, sozusagen von Lernenden zu Lehrenden zu werden. Das kann durch Fragen, wie „Wie würden Sie das zuhause erklären?“ erreicht werden. Dies ist sehr hilfreich, wenn es beispielsweise darum geht, wie eine Person die verschriebenen Medikamente einnehmen soll, und worauf dabei zu achten ist.
  • Auch das Veranschaulichen von Themen, z. B. durch Karten mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen oder durch Medikamentenpläne mit Symbolen oder Skizzen hilft enorm bei der Verdeutlichung von Inhalten.
  • Für alle Beteiligten ist es gut, wenn vor dem Gespräch Fragen vorbereitet werden, und dann das Gesagte auch schriftlich festgehalten wird. Dann ist es möglich, später in Ruhe nachzulesen, was ausgemacht wurde.

Gespräche auf Augenhöhe für alle

Dass Gespräche auf Augenhöhe stattfinden, ist eine besonders wichtige Eigenschaft erfolgreicher Kommunikation. Um sich als gleichberechtigte*r und gleichwertige*r Gesprächspartner*in zu fühlen, haben verschiedene Personengruppen neben den schon genannten allgemeinen Ansprüchen an die Gespräche auch unterschiedliche Bedürfnisse.

Ältere Menschen: Da mit fortschreitendem Alter Arztbesuche beziehungsweise Pflege- oder Therapiesituationen öfter vorkommen, gibt es für Senior*innen besonders viele Situationen, bei denen sie über ihre Gesundheit reden müssen. Hier ist es wichtig, bei Bedarf das Tempo des Gesprächs anzupassen. Auch Sinnesbarrieren müssen beachtet werden. So braucht es vielleicht etwas mehr Licht, weil der visualisierte Ablaufplan sonst nicht gut gesehen wird. Oder Sprechende müssen etwas näher ans Ohr kommen, damit alles klar verstanden wird.

Kinder: Für Kinder ist Augenhöhe im wörtliche Sinn sehr wichtig. Sich auch einmal hinzuhocken, ist genauso wichtig wie kindgerechte Formulierungen.  Wenn Kinder Gesundheitskompetenz erlernen sollen, helfen Geschichten und Spiele sehr gut, Information verständlicher machen. Es ist auch wichtig, ehrlich zu bleiben. Dass eine Impfung vielleicht piksen kann, sollte durchaus thematisiert und die Angst der Kinder ernstgenommen werden. Sonst verlieren die Erwachsenen ihre Glaubwürdigkeit.

Jugendliche: Heranwachsende kommunizieren anders als Erwachsene. Darauf sollte auch in Gesprächen über Gesundheit Rücksicht genommen werden. Es dürfen hier durchaus auch Informationen auf digitalen Wegen, z. B. Links zu weiteren Informationen, angeboten werden. Dabei ist aber sehr stark auf die Qualität dieser Links zu achten. Jugendliche sind sehr unterschiedlich und verlieren schnell ihre Gesprächsbereitschaft, wenn sie sich unverstanden fühlen. Daher ist bei kaum einer anderen Personengruppe das Zuhören - und wenn nötig das Anpassen des Gesprächsstils - so wichtig.

Menschen mit Migrationshintergrund: Ein sehr wichtiger Punkt ist hier natürlich das Sprachverständnis. Es ist immer gut, wenn Personen mit Kenntnis der Ursprungsprache übersetzen können. Kinder sollten aber nicht übersetzen müssen. Bei der Kommunikation mehrere Kanäle zu nutzen – z. B. Bilder, Videos, Piktogramme – kann auch zum besseren Verständnis beitragen. Gerade bei Menschen mit Migrationshintergrund schaffen oft auch kulturelle Unterschiede Verständnisschwierigkeiten. Daher ist es ratsam, sich zu versichern, ob beispielsweise eine gleichgeschlechtliche Person für das Gespräch gewünscht wird. Und last but not least, ein sehr wichtiger Punkt: Es sollte immer vermieden werden, über die Personen anstatt mit ihnen zu reden. Gerade wenn es Sprachprobleme gibt, passiert das sehr leicht.