Was früher selbstverständlich war – ein gesunder Appetit, ein gutes Geschmacksempfinden, problemloses Kauen und Schlucken – kann im Alter zur Herausforderung werden. Wir geben Tipps, wie auch im hohen Alter gesundheitsförderliche und genussvolle Ernährung möglich ist.
Damit das Essen ein Genuss bleibt

Während manche Menschen bis ins hohe Alter problemlos alles essen können, sehen sich andere mit einem oder mehreren Faktoren konfrontiert, die genussvolle Mahlzeiten schwieriger machen. Das reicht von verändertem Geschmacksempfinden bis zu motorischen Problemen.
Essen soll Genuss und Teilhabe sein
Wenn ältere Menschen nicht genügend oder selten essen, kann dies ganz unterschiedliche Gründe haben. Daher ist es wichtig für jene, die mit ihnen leben oder sie betreuen, herauszufinden, was hinter der Essenverweigerung steckt. Das ist oft gar nicht so einfach. Hier ist großes Einfühlungsvermögen gefragt.
Als kleine Hilfe dabei haben wir Tipps für den Umgang mit den häufigsten Problemen, die ältere Menschen bei der Nahrungsaufnahme haben können, zusammengestellt. Viele davon können sie selbst befolgen, bei anderen ist die Unterstützung durch andere hilfreich:
1. Wenn der Hunger ausbleibt
Warum ist das so? Ein geringeres Hungergefühl ist im Alter weit verbreitet. Gründe sind hormonelle Veränderungen, verlangsamter Stoffwechsel, Nebenwirkungen von Medikamenten oder seelische Belastungen, zum Beispiel durch Einsamkeit.
Was kann helfen? Wenn die Mahlzeiten schön angerichtet sind, kommt vielleicht nicht der große Hunger, dafür aber der Appetit. Für manche Menschen kann es hilfreich sein, Speisen serviert zu bekommen, die sie aus ihrer Kindheit kennen oder ihre Mahlzeiten in mehreren kleine Portionen über den Tag verteilt angeboten werden. Mit festen Essenszeiten müssen wir uns nicht am Hungergefühl orientieren, sondern essen dann, wann es „geplant“ ist. Auch Bewegung vor dem Essen wirkt bei den meisten Menschen appetitanregend.
2. Wenn das Trinken vernachlässigt wird
Warum ist das so? Ältere Menschen trinken oft zu wenig. Einerseits nimmt im Alter das natürliche Durstempfinden ab. Andererseits vergessen Senior*innen auf das Trinken. Dazu kommt, dass oft absichtlich wenig getrunken wird, damit die nächtlichen Toilettengänge weniger werden oder weil ein Inkontinenzproblem besteht. Das alles ist nachvollziehbar. Genug zu trinken, sollte aber trotzdem immer im Vordergrund stehen. Wer mit zu wenig Flüssigkeit versorgt wird, dehydriert. Das heißt, der Körper trocknet aus und kann nicht mehr richtig funktionieren.
Was kann helfen? Haben Sie stets eine Erinnerung ans Trinken in der Nähe. Das kann eine Karaffe mit Wasser auf dem Ess-, Wohnzimmertisch und/oder dem Nachtkasten sein, ein Zettel an der Kühlschranktür oder ein regelmäßiger Handy-Alarm. Wenn Sie das Gefühl haben, nicht so viel trinken zu können, weil Ihnen die Flüssigkeit zu viel erscheint, nehmen Sie sie über Obst und Gemüse oder Suppen zu sich. Auch wenn reines Wasser das gesündeste Getränk ist: Ein wenig Geschmack, z. B. durch eine Zitronenscheibe, ein Stück Ingwer oder Kräuter macht Lust aufs Trinken. Eine Karaffe oder Trinkflasche mit Füllstandanzeige hilft zusätzlich die getrunkene Menge im Blick zu behalten.
3. Wenn Essen nach nichts schmeckt
Warum ist das so? Mit dem Alter verändern sich Geschmackssinn und Geruch. Essen wird oft als fade empfunden. Der Geruchsinn lässt nach, die Geschmacksknospen auf der Zunge nehmen ab. Mundtrockenheit durch eine altersbedingt verringerte Speichelproduktion, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr oder durch Medikamente – all das bewirkt, dass viele ältere Menschen Geschmack nicht mehr so wahrnehmen wie in jungen Jahren. Vor allem salziger Geschmack kann oft nicht mehr gut erkannt werden.
Was kann helfen? Eine Möglichkeit, wie ältere Menschen oder jene, die für sie kochen, wieder Geschmack in das Essen bringen können, ist Salz, das nicht mehr gut wahrgenommen wird, durch Kräuter oder Gewürze zu ersetzen. Auch Abwechslung in der Temperatur oder der Konsistenz des Essens sorgt subjektiv für eine Wahrnehmung von „Geschmack“.
4. Wenn das Kauen nicht funktioniert
Warum ist das so? Schlechte Zähne oder Zahnprothesen erschweren das Kauen oft. Die Gründe für Kaubeschwerden und in weiterer Folge Kaustörungen sind allerdings sehr vielfältig und reichen von Entzündungen im Mund oder Zahnfleischschwund über neurologische bis hin zu muskulären Ursachen.
Was kann helfen? Besonders wichtig ist, die genaue Ursache für die verschlechterte Kauleistung mit einer medizinischen Fachperson herauszufinden. Denn je nach Ursachen sind unterschiedliche Maßnahmen gefordert. Eine gute Mundhygiene sowie regelmäßige zahnärztliche Kontrollen sind auch im hohen Alter sehr wichtig, um Entzündungen und Kaubeschwerden vorzubeugen.
5. Wenn Besteck zur Hürde wird
Warum ist das so? Für viele ältere Menschen ist das Essen mit Besteck oder das Halten eines Glases schwierig. Das kann an zitternden Händen, Gelenksteifigkeit, eingeschränkter Beweglichkeit oder einer verschlechterten Feinmotorik liegen. Oft essen die Menschen weniger, weil sie sich für ihre motorischen Probleme schämen.
Was kann helfen? Durch gezieltes Kraft-, Koordinations- und Sensibilitätstraining lässt sich die Feinmotorik steigern und damit die Selbstständigkeit beim Essen unterstützen. Zudem fördern wärmende Übungen für die Hände die Durchblutung, lösen Verspannungen und verbessern die Beweglichkeit. Bewegungsstrategien wie langsamere, segmentierte Bewegungen und eine stabile Sitzhaltung helfen, Zittern und Unsicherheiten zu reduzieren. Ergänzend unterstützen ergonomische Hilfsmittel und Bewegungstherapien wie Gleichgewichtstraining oder rhythmische Übungen eine bessere Kontrolle der Bewegungen. Auch speziell geformte Griffe, rutschfeste Unterlagen oder Tellerranderhöhungen, die das Essen einfacher machen, können eingesetzt werden. Kleine Häppchen, die ohne Besteck gegessen werden können, sind oft leichter zu greifen. Angehörige und Pflegepersonal sollten nicht korrigieren oder hetzen, sondern eine verständnisvolle Atmosphäre schaffen.
Zahlreiche Informationen für Menschen, die ältere Menschen betreuen, bietet die Broschüre Ich lade dich zum Essen ein des Sozialministeriums. Das wichtigste, das allen Beteiligten klar sollte, wenn es um das Essen mit Senior*innen mit Essschwierigkeiten geht: Es zählt beim Essen nicht die Etikette, sondern Genuss und Teilhabe. Eine zitternde Hand oder die Bitte, das Essen stärker zu verkleinern, sollten kein Hindernis sein, das Mahl zu genießen.