Junge Menschen brauchen gute Freundschaften, um sich persönlich und sozial zu entwickeln. Enge Beziehungen zu Gleichaltrigen schützen, stärken und bieten wichtige Lernerfahrungen.
10 Gründe, warum Jugendliche gute Freundschaften brauchen

Im Leben von Jugendlichen verändert sich viel. Dazu gehört auch die Abgrenzung von der Ursprungsfamilie. Freundschaften spielen im Leben von Jugendlichen eine bedeutende Rolle und sie können Sie im Alltag unterstützen und ihnen mit dem Heranwachsen verbundene Übergänge, wie den von der Schule zum Beruf, erleichtern. Dass enge Beziehungen zu Gleichaltrigen während des Erwachsenwerdens so wichtig sind, liegt vor allem an den zwei Funktionen von Freundschaft: Schutz und Weiterentwicklung. Einerseits helfen Freundschaften durch schwierige Zeiten, somit bieten sie Schutz und Sicherheit. Andererseits entwickeln sich Jugendliche durch positive Erlebnisse oder Gespräche mit Freund*innen persönlich weiter. Sie lernen, wie soziale Beziehungen außerhalb der (Kern-)Familie funktionieren.
Neue Freund*innen finden
Weniger oder gar keine Freundschaften zu haben, kann für Jugendliche sehr herausfordernd sein, und sie können sich einsam fühlen. Generell sind Jugendliche die von Einsamkeit am stärksten betroffene Gruppe. Außerdem fehlen ihnen die Möglichkeiten, sich mit guten Freund*innen zu vergleichen oder jemanden für den Austausch über Dinge, die sie beschäftigen, zu haben. Die Beratungsplattform „Rat auf Draht“ listet auf ihrer Website viele Vorschläge auf, wie Jugendliche Kontakte zu anderen Menschen knüpfen und aufbauen können. Dazu gehört zum Beispiel die Möglichkeit, in der Schule oder in einem der vielen Jugendzentren und Jugendtreffs der Stadt Wien Gleichgesinnte kennenzulernen. Auch organisierte Angebote mit Gleichgesinnten können zu neuen Freundschaften führen. Die Plattform „Bewegung findet Stadt“ stellt zahlreiche Sportkurse und andere Bewegungsformen für Kinder und Jugendliche vor - von den Wiener Aktivparks bis zum Wassersport. Jugendliche, die unter Einsamkeit leiden und sich Unterstützung beim Schließen von Freundschaften wünschen, können sich an Beratungsstellen und Telefonhotlines wie Rat auf Draht wenden.
Warum brauchen Jugendliche Freundschaften?
Hier finden Sie zehn Gründe, warum gute Freundschaften Jugendliche beim Heranwachsen unterstützen und auch für ihr späteres Leben wichtig sind.
- Die eigene Identität bilden: Der Begriff Identität umfasst sämtliche Eigenschaften einer Person sowie die Art und Weise, wie sie sich selbst wahrnimmt und versteht. Um das eigene Selbstbild zu entwickeln, ist der Umgang mit Gleichaltrigen bedeutend. Jugendliche können in Freundschaften, Cliquen und Gruppen erfahren, wie es ist, sowohl akzeptiert als auch abgelehnt zu werden. Diese Erfahrungen sind nötig, um sich selbst zu bewerten und die eigene Identität zu entwickeln.
- Interessen und Werte entwickeln: Eigenständige Interessen und Werte zu entwickeln und sie mit anderen zu teilen, gehört ebenfalls zum Erwachsenwerden. Aktivitäten wie Sport oder Musik gemeinsam auszuleben, bringt bereichernde Erfahrungen und macht Spaß. Das wirkt motivierend und führt zu einer positiven Lebenseinstellung. Gemeinsam etwas zu unternehmen, kann außerdem förderlich sein, damit Jugendliche Ziele und Ambitionen entwickeln.
- Intimität und Vertrauen erleben: Freundschaften im Jugendalter sind wichtig, um sich von der Familie abzugrenzen und das eigene Ich zu entdecken. Bei Jugendlichen lösen Freund*innen nach und nach Erwachsene als wichtigste Bezugspersonen ab. Jetzt erzählen die Teenager den besten Freund*innen zumeist mehr als den Eltern und anderen erwachsenen Bezugspersonen – etwa, wenn es um Themen wie Sexualität oder Liebe geht. Auf diese Weise erleben sie in anderen Beziehungen als jenen zu den primären Bezugspersonen wertvolle Qualitäten wie Intimität, Vertrauen und emotionales Verständnis.
- Voneinander lernen: Das Verhalten der Freund*innen hat einen großen Einfluss darauf, wie Jugendliche selbst handeln, oder was sie sagen. Das, was die anderen tun, wird oft automatisch übernommen. Natürlich kann es dabei auch vorkommen, dass sich Teenager negative Gefühle oder Verhaltensweisen wie zum Beispiel Aggression oder Ausgrenzung anderer von ihren Freund*innen abschauen. Aber Jugendliche lassen sich von positiven Eigenschaften genauso „anstecken“. Ein Beispiel: Ist das Gegenüber besonders gelassen, kann das auch auf Freund*innen abfärben.
- Praktische Hilfe geben und erhalten: Wenn Jugendliche befreundet sind, helfen sie einander bei der Hausübung, borgen einander Lieblingskleidung und sind in vielen anderen Situationen füreinander da. Hilfe zu erhalten kann entlastend wirken und Stress reduzieren. Hilfe zu geben heißt, Verantwortung zu übernehmen. Sich gegenseitig zu unterstützen, sorgt dafür, dass sich Freund*innen beieinander gut aufgehoben und geborgen fühlen. Das vermittelt den Jugendlichen, von anderen Menschen geschätzt und verstanden zu werden.
- Bestätigung erhalten: Eine gute Freundschaft ist eine Beziehung auf Augenhöhe. Wenn Jugendliche von guten Freund*innen ein Kompliment bekommen, fühlen sie sich im Selbstwert gestärkt. Dadurch, dass sie von Gleichaltrigen wertgeschätzt werden, entwickeln sie positive Gefühle für sich selbst. Gemeinsame Erlebnisse und füreinander da zu sein, vermittelt das Gefühl, angenommen, gut und richtig zu sein. Wie wichtig – und für viele Heranwachsende nicht selbstverständlich - das ist, zeigt sich immer wieder bei den Workshops für Jugendliche, welche die Wiener Gesundheitsförderung - WiG im Rahmen ihres Projekts Ich bin schön anbietet.
- Emotionale Unterstützung: Junge Menschen sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert, zum Beispiel in der Schule oder in der ersten Liebesbeziehung. Gute Freund*innen hören zu, trösten, bauen auf und umarmen einander. Durch diese Art der emotionalen Unterstützung können Jugendliche einander einen wichtigen Rückhalt geben. Wenn sie gute Freund*innen haben, machen die Erfahrung, schwierige Phasen nicht allein durchleben zu müssen und können sich darauf verlassen, dass jemand für sie da ist. Das stärkt das Selbstwertgefühl und die Resilienz, also die psychische Widerstandskraft.
- Soziale Fähigkeiten lernen – In Freundschaften während der Jugend „üben“ Teenager unbewusst, soziale Kontakte mit ihnen nahestehenden Menschen zu halten. Sie entwickeln soziale Fähigkeiten wie Kommunikation, Empathie oder Widerstandsfähigkeit. Außerdem sind die Freund*innen ein gutes Übungsfeld, um Erfahrungen beim Umgang mit Konflikten zu machen. Dabei lernen die Teenager, Auseinandersetzungen ohne (die Einmischung von) Erwachsenen zu führen und Verantwortung für sich und ihre Handlungen zu übernehmen. Sie erleben, wie beständige Beziehungen zu anderen Menschen im Leben ablaufen. All diese Fähigkeiten brauchen Jugendliche im Laufe ihres Lebens, etwa für Liebesbeziehungen oder den beruflichen Alltag.
- Freundschaften stärken die Gesundheit: Wer mehrere enge Freundschaften pflegt, fühlt sich eher gesund und empfindet mehr Freude. Zu wissen, dass sich andere Menschen um einen sorgen und helfen können, wirkt stresslindernd. Gemeinsame Aktivitäten in Freundschaften sind Abenteuer, die Verbindung schaffen und zusammenschweißen. Sie können die Belohnungszentren im Gehirn aktivieren und in der Folge Glücksgefühle erzeugen. Zu solchen „belohnenden“ Aktivitäten zählt es neben Sport und Hobbys auch, wenn Jugendliche Geheimnisse austauschen, tiefgründige Gespräche führen oder gemeinsam lachen.
- Zugehörigkeit erleben: Freund*innen können bewirken, dass sich junge Menschen zugehörig und geborgen fühlen, während sie die Herausforderungen des Lebens meistern. Enge Beziehungen zu anderen Jugendlichen bieten außerdem die Gelegenheit, verschiedene Rollen, aber auch Kleidungsstile, Umgangsformen und mehr auszuprobieren. All das signalisiert, zu welchen Gruppen sich die Teenager zugehörig fühlen. Wichtig für sie ist dabei, sich gegenseitig Rückmeldung zu geben.